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produktionen - geheimnis der sherpa - story |
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NUR ZU FUSS FAND MAN EINLASS! |
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Geheimnis der Sherpa |
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Geshe bei der Meditation auf einem 5000 m
hohen Pass in Tibet:
Alles Existierende lebt und sendet einen eigenen Ton aus,
der sich dem inneren Zustand des Wesens entsprechend verändert.
Es gibt keinen Tod und keine Dinge, die nie gelebt haben.
Einst wehte nur der Urwind. Sein Tönen formte die Gyatams,
die Grundelemente des Universums.
Sie gaben Geräusche von sich,
durch die sich neue Formen und Strukturen bildeten.
Jedes Atom singt ewig sein Lied
und schafft in jedem Augenblick schöpferische und zerstörende
Töne.
Wer fähig ist, solche Musik zu produzieren,
kann nach Belieben aufbauen und zerstören.
Dikki Sherpa (junge Frau) im Tourismusbezirk Thamel in Kathmandu:
Damit ich mein Tourismus-Studium finanzieren kann, arbeite ich mit
meiner Cousine Angdoka im Gaurishanker Hotel...
Pema Sherpa (junge Frau) auf dem Weg ins Sherpa Zentrum in Bodnath,
Kathmandu: Ich bin in Indien geboren und studiere in Delhi die „Auswirkungen
des Tourismus auf das Alltagsleben der Sherpa“. Nun besuche
ich Vorlesungen über die Geschichte der Sherpa in Nepal. Meine
Familie stammt aus dem Everest Gebiet...
Vorlesung Geshe: Sherpa bedeutet Volk aus dem Osten.
Unsere Vorfahren lebten in Kham in Ost-Tibet. Diese wild zerklüftete
Region dehnt sich bis zum Gelben Fluss in Szechuan aus. Heute leben
rund 15.000 Sherpa unter extremsten Bedingungen im Schatten des Mount
Everest in Solu Khumbu, das nur zu Fuß oder aus der Luft erreichbar
ist. Die Sherpa-Kinder kennen Flugzeuge und Hubschrauber, aber um
ein Auto zu sehen, müssten sie tagelang wandern.
Ich bin in einem kleinen Bergdorf in Solu geboren und musste den Eltern
in der Landwirtschaft helfen. Als ich vierzehn war, schickten sie
mich ins Kloster. Dort übersetzte ich die Dokumente der Sherpa-Clans
vom Alt-Tibetischen ins Nepali, da Sherpa eine Sprache ohne Schrift
ist. Alte Weisheiten wurden mündlich überliefert und verschmolzen
mit Visionen zu einer untrennbaren Einheit. Aber wer an die Wiedergeburt
glaubt und von der Seelenwanderung überzeugt ist, fragt sich
wohl kaum, ob die beschriebenen Ereignisse seiner Clandokumente mit
der Geschichte des Landes zusammenpassen. Es gab damals viele Königreiche,
doch kein tibetisches Nationalbewusstsein. Deshalb war die Zugehörigkeit
zu einem Clan so wichtig.
Wir Sherpa glauben, dass aus dem Samen des Sherpa-Vaters die Knochen,
die Energie und das Gehirn eines Kindes entstehen. Aus dem Schleim
der Mutter entwickeln sich Fleisch und Blut. Der Clan väterlicher
Linie geht auf das Kind über, der Clan der Mutter ist bedeutungslos.
Als ich alle Dokumente übersetzt hatte, entdeckte ich, dass bis
heute niemand weiß, warum die Sherpa einst ihre Heimat in Ost-Tibet
verließen und in die karge Gebirgswelt des Everest zogen. Aber
je tiefer ich versuchte, in dieses Geheimnis einzudringen, umso mehr
entfernte ich mich davon. So ist es immer; in jeder neuen Erkenntnis
stecken viele offene Fragen.
Wir müssen unsere Suche fortsetzen, bis wir reif genug sind,
die Zusammenhänge zu erkennen, denn wir selbst tragen den Schlüssel
zu jedem Geheimnis in uns. Wer zu viel studiert, verliert sich in
unwichtigen Details.
Ich praktizierte die Dzokchen-Meditation. Das ist die Methode der
Loslösung von allem Irdischen, von allen Hindernissen der Zeit,
von Leben und Tod. Und ich hatte eine Vision. Ich sah ein Kloster
mit tausenden alten Druckstöcken. Das konnte nur Dege sein, die
letzte intakte Druckerei Tibets. Dort musste ich hin!
Dege liegt im heutigen Szechuan, am Ufer des Yangtse. Die Tibeter
nennen ihn Goldsandstrom. Einst war Dege die Hauptstadt des größten
und mächtigsten der fünf Königreiche von Kham....
Ram Chandra (junger Mann) in einem Bergsportladen in Kathmandu: Haben
sie auch eine Ausrüstung für den Everest?
Laden-Besitzerin: Klettern jetzt auch die Rai auf den Everest?
Ram Chandra: Wenn sie dürfen schon.
LB: Ich kenne nur Sherpa und Tamang, die auf dem Everest waren.
Ram Chandra: Höchste Zeit, dass es auch ein Rai (Volksgruppe)
probiert.
LB: Na gut, was brauchst du?
Ram Chandra: Alles. Wenn man mir erlaubt aufzusteigen, dann gehe ich.
LB: Normalerweise muss dir die Expedition die Ausrüstung geben.
Ram Chandra: Ich bin nur Koch im Basislager, aber ich möchte
unbedingt ganz hinauf.
Dikki mit Pema und Angdoka im Bus: ... In 10 Stunden werden wir in
Jiri sein. Aber die meisten Ortschaften in Nepal sind nur zu Fuß
erreichbar.
Beginn der Wanderung, Pema: Manche Dörfer liegen einige Tagesetappen
entfernt in den Bergen. Bis Khumjung geht man eine Woche. Viele Verwandte
von uns leben dort oben. Wer hier wohnt, ist das Gehen gewöhnt.
Und das Lebenstempo richtet sich nach der Gehgeschwindigkeit.
Angdoka: Wer es sich leisten kann, lässt sich seine Einkäufe
nach Hause tragen. Träger verdienen zwei Dollar am Tag. Für
80 kg schwere Lasten erhalten sie den doppelten Lohn. Unser Gepäck
trägt Lhakpa Gyelu aus Khumjung. Er ist auf dem Heimweg.
Dikki: Was hängt da in den Bäumen?
Angdoka: Was wir vom Lama bekommen, dürfen wir nicht wegschmeißen.
Wir hängen es in die Bäume für die Lu, die Wassergeister
und Himmels-Schlangen. Einmal im Jahr binden wir ihnen bunte Stoffstreifen
in die Sträucher. Wir opfern ihnen einen Tontopf mit Geld, Gold,
Türkisen und Getreide, und mit Haaren u. Fingernägeln von
unserem Schamanen.
Am meisten fürchten wir aber die 360 Dudh-Dämonen.
Der gelbe Dudh des Nordens verursacht Krankheiten;
der rote Dudh des Westens, Hass, Neid und Habsucht.
Der schwarze Dudh des Südens ist der Tod
und der weiße Dudh des Ostens die Illusion.
Mara, der Teufelskönig residiert in einem neunstöckigen
schwarzen Schloss. Sein Reittier ist der Donner-Vogel. Eines seiner
acht Kinder ist ein Monster. Aus seinem Mund fällt der Steinregen,
der Hagel. Vor solchen Geistern schützen Amulette.
Dort unten seht ihr Junbesi, das Mondtal, hier bin ich geboren und
aufgewachsen.
Jetzt lebt nur mehr eine meiner Schwestern in Junbesi. Mein Bruder
und die anderen Schwestern sind nach Kathmandu gezogen. Junbesi ist
das Dorf des Serwa-Clans.
Dikki: Ich habe keinen Clan, mein Vater war Chinese aber meine Mutter
war Sherpa.
Andoka: Der Beschützer von Solu wohnt auf dem Berg Numbur. Wir
nennen ihn Shorong Yül Lha, Gott von Shorong. Wir befinden uns
also im Siedlungsgebiet der Sherpa.
Rinpotsche („Edelstein“, Abt) vor dem Kloster: Wir nennen
diesen Platz Gompa Shung, die Klosterebene der weißen Lu. Dorjee
Tsangpo, der Gründer unseres Klosters, hat die Schlangenkönigin
aus Kham mitgebracht. Wir sind Nyangmapas und praktizieren uralte,
magische Rituale. Deshalb werden wir von den reformierten Buddhisten
nicht anerkannt.
Angdoka: Und warum tragt ihr das Haar lang?
Rinpotsche: Wir müssen uns den Schädel nicht rasieren. Es
ist uns auch erlaubt zu heiraten, Fleisch zu essen oder Alkohol zu
trinken. Die reformierten Buddhisten dürfen das alles nicht.
Gitti (Touristin aus Wien): Genny und ich sind zum ersten Mal in Nepal
und wollen den Everest sehen. Wir haben viel trainiert aber nicht
mit so schweren Rucksäcken. Die meisten Touristen lassen sich
ihr Gepäck hinauftragen, damit sie schneller oben sind.
Alex (Tourist aus Wien): Was ist los mit Euch, ist was passiert?
Genny (Touristin aus Wien): Ich bin fix und fertig.
Gitti: Wir haben unsere Träger unten gelassen, weil sie uns so
leid getan haben. Weil sie immer so viel schleppen müssen.
Alex: Aber sie verdienen dabei 2 Dollar am Tag, damit können
sie ihre Familie ernähren. - Und euch tun sie leid. Und wie kommt
ihr jetzt weiter? Ich kann euch anbieten, dass meine Begleiter Chakra
und Ram Chandra eure Sachen nehmen.
Genny: Das wäre super....
Dikki, Pema und Angdoka treffen auf dem Weg Mingma Dorjee Sherpa aus
Khumjung: Hallo Mingma, wie geht es, woher kommst du?
Mingma: Ich war mit einer Trekkinggruppe unterwegs und gehe nach Hause.
Angdoka: Gehen wir zusammen. Ich muss in meine Bäckerei.
Ankunft beim Flugfeld in Lhukla, 2.700 m: Eigentlich hätten wir
bis hier herauf fliegen können. Aber während der Tourismus-Saison
werden keine Flugtickets an uns Einheimische verkauft. Denn alle Touristen
wollen den Mount Everest sehen. Sie prügeln sich um die Sitzplätze
in den kleinen Flugzeugen, weil sie wenig Zeit haben oder nicht weit
gehen wollen. Und dann werden sie krank, weil sie die Höhe nicht
vertragen. Bei gutem Wetter gibt es bis zu 100 Flüge hier herauf,
bei Schlechtwetter ist es zu gefährlich. Trotzdem versuchen es
manche Piloten. Jedes Jahr stürzen einige Maschinen ab!
Lhukla, Paradise Lodge... Alex, Gitti, Genny: Hast du das schon gesehen,
- das Foto?
Alex: Und wie hält man das, was ist das eigentlich?
Genny: Da steht das Datum... Lass mal schauen.
Gitti: Schaut aus wie die Fuß-Spuren vom Yeti...
Wirt: Ja, ich habe das in Gokyo fotografiert, als ich ganz allein
oben war...
Die Österreicher treffen die Sherpagruppe bei einer Rast vor
Monjo (Sagarmatha Nationalparkeingang)... Alex: Wir sind am Weg nach
Kumjung... Bist du Sherpa?
Pema: Natürlich bin ich Sherpa.
Alex: Bist du hier geboren? ...
Dikki: Ja... Ich möchte nach Khumjung, dann raste ich einige
Tage...
Gitti: Das muss schon Namche Bazar sein, das Verwaltungszentrum von
Khumbu. Ich hätte mir nicht gedacht, dass wir unser heutiges
Tagesziel so schnell erreichen. Aber ohne den schweren Rucksack muss
ich mich ja nicht mehr plagen. Und dabei befinden wir uns jetzt eigentlich
schon auf dem Gipfel des Großglockners.
Angdoka: Heute ist Markt in Namche. Dann muss Samstag sein. Ich habe
das Datum und die Wochentage schon ganz vergessen. Hier oben ist die
Zeit nicht so wichtig. Viele tibetische Schmuggler sind hier. Die
Grenze ist zwar offiziell gesperrt, aber sie kommen während der
Nacht über den vergletscherten Nangpa La. Wenn sie ihre Ware
in Khumbu verkauft haben, schleichen sie sich wieder am nepalesischen
Grenzposten vorbei.
Aufstieg nach Khumjung, Angdoka: Auf den großen Steinen hier
steht: ohmani padme hum… Aber ich kann damit nichts anfangen.
Ohm du Juwel in der Lotusblüte, übersetzen die Gelehrten.
Für mich bedeutet es, dass wir nichts Schlechtes tun dürfen
und einfach immer ohmani padme hum beten sollen.
Dikki: Wir Sherpa haben es leicht, für uns beten Steine, Gebetsmühlen,
Gebetsfahnen und der Wind trägt alle Gebete in den Himmel.
Pema: Als wir Tsering Doma, die Bürgermeisterin von Khumjung
begegnen, baut sie gerade ein Lamjedu. So eine Geisterfalle soll verhindern,
dass man Dämonen ins Dorf einschleppt oder einem ein böser
Chendi folgt, die hungrige Schattenseele eines Verstorbenen... Wir
Sherpa in der Stadt kennen die Bräuche vom Land nicht mehr.
Die Frauen gehen singend hinunter ins Dorf: „Khumbu ist das
goldene Feld unseres Gottes Khumbila. Wir bieten ihm alle unsere Glücksschals
an, dem Yülla, unserem Beschützer. Wir singen das Lied von
Khumbu...“
Alex spielt mit den Jugendlichen in Khumjung Fußball und läuft
auf die Frauen zu: Wollt ihr mitspielen?
Dikki: Wir keuchen schon beim gehen.
Alex: Wo kann ich Euch treffen?
Dikki: Im Dorf...
Angdokas Schwiegermutter Gaga Pali und ihre einstige Dienerin Gaga
Futi: Wir Armen, wenn wir uns jetzt filmen lassen, werden sie unsere
Gesichter überall herzeigen und viel Geld verdienen. Und was
haben wir davon?
Pema: Gaga Pali und Gaga Futi sagen, dass wir so groß geworden
sind, dass sie uns gar nicht mehr erkennen. Dabei haben sie uns noch
nie gesehen. Wir wollen erfahren, wie das Leben früher hier heroben
war.
Gaga Futi erzählt, dass sie nicht genug zu essen hatten. Viele
ihrer Babies sind gestorben. Nur drei haben überlebt. Das war
Arbeit genug. Mehr hätte sie nicht geschafft. Weil sie ihr ganzes
Leben Lasten für andere Leute tragen und auf Feldern arbeiten
musste. Ihr Mann hatte keinen Job. Er trank viel und bekam davon ein
Magengeschwür. Jetzt ist er tot und es geht ihr gut. Sie hat
sogar elektrischen Strom. Ihre Söhne sorgen für sie. Einer
betreibt eine Trekkingagentur, der andere studiert im Kloster des
Dalai Lama. Futi meint, es sei ein Segen, wenn viele Touristen kommen.
Gaga Pali hat ihren Mann oft nach Tibet begleitet. Sie sind mit Pferden
und Rindern über den Nangpa La gezogen. Unterwegs haben sie ihre
Waren und Tiere getauscht. Dabei sind sie nach Lhasa und bis nach
Indien gereist. Ihre Kinder sind unterwegs auf die Welt gekommen.
Vier davon leben noch. Ihre Söhne organisieren über 100
Expeditionen im Jahr. Sie leiten eine Trekkingagentur und besitzen
eine eigene Fluglinie.
Hillary Schule in Khumjung, Pema und Mingma: Schon Gaga Palis Söhne
gingen hier zur Schule, denn sie und ihr Mann hatten Sir Edmund Hillary
überredet, 1961 hier die erste Schule von Solo Khumbu zu bauen.
Es ist noch immer die beste, die wir haben. Früher konnten nur
begabte Burschen aus reichen Familien im Kloster lesen und schreiben
lernen. Auch heute dürfen die meisten Mädchen die Schule
nicht täglich besuchen, weil sie zuhause als Arbeitskraft gebraucht
werden.
Wer es sich leisten kann, schickt seine Kinder schon mit 6 Jahren
nach Kathmandu in ein Internat. Dort wird nur Nepali und Englisch
gesprochen. Bald haben die Sherpakinder ihre Muttersprache vergessen
und wollen nicht mehr zurück in ihre Heimat. Das ist sehr schlecht
für unsere Kultur. Denn Sherpa ist eine Sprache ohne Schrift.
Nur mehr die alten Leute
können wirklich gut Sherpa sprechen.
SchülerInnen: Viele Touristen kommen nach Nepal, weil jeder auf
der Welt den Mount Everest kennt... ... die Touristen helfen, Spitäler
und Schulen zu bauen. Der Nachteil ist, dass sie ihren Müll bei
uns lassen... Ich habe den Yeti gezeichnet. Er lebt auf der Alm, glaube
ich...
Pema und Dikki beim Familien Treffen und Sherpa Tanz, Alex tanzt mit
Dikki:... Die Bürgermeisterin meint, wir müssten unbedingt
auch nach Gokyo und ins Everest Basislager gehen. Damit wir ganz Khumbu
kennen lernen. Angdoka käme mit der Arbeit in der Bäckerei
auch sonst ohne uns zurecht. Arbeiten müssten wir noch das ganze
Leben. Ich fürchte, dass es oben zu schwierig wird. Aber alle
lachen uns aus: „Wenn man jung ist, geht alles!
Mingma: Ich werde Pema und Dikki begleiten. Mein Nachbar Phurten soll
unsere Sachen tragen. Er ist schwerhörig und sein Bruder ist
blind, deshalb sind sie mit einer Frau verheiratet. Und die Frau hat
entschieden, dass Phurten mitkommen darf.
Wir folgen dem alten Trägerweg. Früher mussten alle über
die steilen Stufen durch die Felswand klettern. Seit die Brücken
über den Dudh Kosi gebaut wurden, gibt es auch einen bequemeren
Weg. Die Almen hier oben im Gokyo-Tal werden von den Bauern aus Khumjung
bewirtschaftet. Manche Familien besitzen sogar mehrere Hütten
und ziehen mit ihren Herden von einer zur nächsten, wenn die
Wiesen abgeweidet sind.
Frauen aus Khumjung bringen mit ihren Yaks frisches Gemüse und
Fleisch in die Basislager
und verkaufen es dort. Das ist eine gute Möglichkeit zum Geld
verdienen. Denn hier im Solo Khumbu sind die Preise durch den Tourismus
derart gestiegen, dass die Bauern ihren Lebensunterhalt nicht mehr
allein von der Landwirtschaft finanzieren können.
Diese Yak-Karawane transportiert die Ausrüstung einer japanischen
Expedition ins Cho Oyu Basislager. Meine Frau geht mit unseren Yaks
mit, auch Phurtens Frau ist dabei und euer Träger von Jiri mit
seiner Frau Lhakpa Doma und den Yaks. Gleich kommen wir nach Machhermo,
dort ist Lhakpa Doma 1974 von einem Yeti überfallen worden. Ich
werde sie fragen, ob sie uns diese Geschichte nochmals erzählt.
Lhakpa Doma zeigt, wo sie vom Yeti überfallen wurde. Zuerst hörte
sie Pfiffe. Plötzlich packte sie ein Yeti von hinten und warf
sie ins Wasser. Daneben schrieen ihre Tiere. Wer am lautesten schreit,
wird als erster vom Yeti angegriffen, heißt es.
Zuerst riss der Yeti einem Yak den Bauch auf und trank sein Blut.
Lhakpa Doma stellte sich tot, während der Yeti drei Yaks neben
ihr umbrachte. Hätte er bemerkt, dass sie noch lebt,
wäre er wieder über sie hergefallen. Er stank furchtbar.
Als er genug gefressen hatte, rannte er aufrecht davon. Seine Füße
waren aber nach hinten gedreht. Wer das nicht weiß, wird den
Yeti in die falsche Richtung verfolgen.
Mingma, Dikki, Pema und Phurten übernachten in Machhermo bei
Lhakpa Doma erzählt noch, dass ihr der Yeti die Zöpfe ausgerissen
und das Kleid zerfetzt hat. Sein Fell war hellrot, die Brust weiß.
Er hatte lange Krallen und einen spitzen Scheitel mit einer Mähne.
Ob es ein Chuti oder ein Miti war, weiß sie nicht, weil sie
vorher noch nie einen Yeti gesehen hatte. Aber die Leute erzählen,
dass die Chuti Viehtöter sind und früher ganze Yakherden
vernichtet haben. Der angriffslustigste und gefährlichste unter
den Yetis soll der Miti sein, der Menschenräuber... Am Anfang
hat Lhakpa Doma diese Geschichte allen erzählt. Manche Touristen
zahlen dafür 200 oder 300 Rupies, manche geben auch 1000.
Weiterweg nach Gokyo, Dikki übt mit dem schwerhörigen Phurten
Englisch... Pema erzählt Mingma: Als meine Mutter noch in Khumbu
lebte, gab es nie genug zu essen. Schon die Kinder mussten Lasten
tragen und schwer arbeiten. Deshalb ist meine Mutter als junges Mädchen
nach Darjeeling geflüchtet. Diese traurige Kindheit meiner Mutter
hat mich sehr berührt. Ich wollte mehr über die Geschichte
der Sherpa erfahren.
Mingma: Du musst alles aufschreiben über uns Sherpa. Denn wir
kennen unsere Geschichte nicht, und die alten Bräuche werden
auch bald vergessen sein. Aber es gibt junge Leute, die sich dafür
interessieren. Eigentllich sollten wir auch selbst fotografieren.
Sonst müssen wir immer die Touristen um Fotos bitten.
Pema: Zur Monsunzeit steigen viele Sherpa hier herauf, um in den Gokyoseen
zu baden. Sie glauben, dass sie durch das heilige Wasser von allen
Krankheiten geheilt und von allen Sünden befreit werden.
Gokyo Ri, 5.300 m, Mingma zu Pema: Das Kopfweh vergeht wieder... Würdest
Du in Khumbu wohnen, wärst Du die dünne Luft gewöhnt.
Andererseits bemerken die Leute von Khumbu nicht mehr, wie schön
es hier ist. So geht es jedenfalls vielen. Ich möchte nirgend
wo sonst leben als in Khumjung... Wenn man länger dableibt, gewöhnt
man sich an die Höhe und bekommt das nächste Mal keine Kopfschmerzen
mehr. Hier am Gokyo Ri sind wir auf 5300 Meter. Das Everest Basislager
ist kaum höher. Dort seht ihr den Cho Oyu, den Everest, den Lhotse
und den Makalu. Alle sind über 8000 Meter hoch.
Pema: Auf dem Mount Everest wohnt die Göttin Nio Lang Sama. Die
Göttin des Universums.
Mingma: Dort ist mein Vater verunglückt. Damals war ich zwei
Jahre alt. Meine Mutter ist mit einem anderen Mann nach Kathmandu
gegangen. Dann haben mich meine zwei Tanten in Khumjung großgezogen.
Meine Familie will nicht, dass ich auf den Everest gehe, aber bei
Expeditionen kann man viel Geld verdienen.
Dikki: Es ist gefährlich.
Mingma: Das stimmt, aber ich würde es gerne versuchen.... Dort
fließt der schuttbedeckte Ngozumpa, der längste Gletscher
des Himalaya. Wir müssen ihn überqueren, wenn wir zum Everest-Basislager
wollen...
Auf dem Gletscher, Mingma: Wir müssen schneller gehen, damit
wir aus der Gefahrenzone kommen. Je länger die Sonne auf den
Gletscher scheint, umso größer wird die Steinschlaggefahr.
Die Sherpa von Gokyo erzählen, dass auf der Passhöhe ein
Dämon haust. Er erschreckt die Menschen mit polternden Steinen
und schickt den Störenfrieden Krankheiten. Er lässt sich
nicht einmal von den Schamanen besänftigen.
Gorak Shep, am Weg ins Everest Basis Lager, Alex trifft Gitti: Was
ist mit Genny los? Höhenkrank?
Gitti: Nein, ich glaube sie hat den Fehler gemacht, dass sie zu Beginn
das schwere Gepäck selbst getragen hat. Es ist ihr nicht besonders
gut gegangen... Hast du schon etwas von Ram Chandra und seiner Expedition
gehört?
Alex: Er hat im Everest Basislager einen Job als Koch bekommen und
ich besuche ihn...
Chakra begleitet Alex: Hier heroben ändert sich das Wetter von
einer Minute auf die andere. Derzeit sollen 17 Expeditionen im Everest
Basislager sein. Wer Fäkalien aus dem Basislager abtransportiert,
verdient viel mehr als ein normaler Träger. Als Expeditions-Hochträger
erhält man sogar bis zu 3000 US-Dollar. Davon kann eine Familie
in Nepal ein Jahr lang gut leben. Wir haben keine andere Chance Geld
zu verdienen, als monatelang von unseren Familien wegzubleiben, um
die Ausrüstung für Touristen zu tragen, die ohne unsere
Hilfe nicht einmal das Basislager eines 8000ers erreichen würden.
Ram Chandra trifft beim Abstieg ins Basislager Gyeltsen: Manche Sherpa
waren schon zehn Mal am Gipfel des Mount Everest. Gyeltsen war noch
nie oben. Die Expeditionen nennen ihn „Eisfalldoktor“,
weil er sein halbes Leben hier am Khumbu-Gletscher verbracht hat.
Er kennt den Eisfall so gut wie kein anderer und sucht immer die beste
Route aus. Dann befestigt er mit seinen Gehilfen Leitern über
den großen Gletscherspalten und verlegt Fixseile.
Gyeltsen: Auf keinem Berg sind so viele Leute unterwegs, wie auf dem
Everest. In diesem Jahr war noch niemand auf dem Gipfel. Es ist auch
kein Unfall passiert, aber man weiß nie was sein wird. Der Eisfall
ist unberechenbar. Man braucht immer ein bisschen Glück und wenn
die Sonne so heiß scheint, wie jetzt, muss man das Eis schnellstens
verlassen.
Ram Chandra: Ich war zum ersten Mal auf 8000 Meter oben, nicht ganz
auf dem Gipfel, aber immerhin. Normalerweise darf ein Koch das Basislager
nicht verlassen. Aber ich habe mir schon in Kathmandu die notwendige
Ausrüstung besorgt, weil ich weiß, dass ich ein guter Bergsteiger
bin. Auch wenn ich vom Volksstamm der Rai abstamme und nicht von den
Sherpa. Ich vertrage die Höhe und habe schwere Lasten hinaufgetragen.
Außerdem kann ich für die Expeditions-Bergsteiger in den
Hochlagern kochen. Sie sind meistens zu müde, wenn sie oben ankommen;
und sie müssen viel trinken, sonst holen sie sich Erfrierungen.
Die Expeditions-Bergsteiger wollen nur auf den Gipfel. Sie zeigen
uns nicht, wie man richtig sichert, sondern benützen uns als
Lastesel. Manche glauben sogar, dass der Aufstieg an den Fixseilen
problemlos ist, aber der Khumbu-Eisfall fließt pro Stunde 17
Zentimeter abwärts und verändert sich ständig...
Ram Chandra trifft mitten im Eisfall Alex, der sich im Basislager
Steigeisen und einen Eispickel ausgeborgt hat und den Fixseilen folgt...
Ram Chandra ist entsetzt und besteht darauf, dass Alex mit ihm absteigt.
Das ärgert Alex sehr, er wollte ja wissen, wie weit er es hinauf
schaffen würde...
Alex zu Ram Chandra als es kurze Zeit später wieder zu schneien
beginnt: Du hast recht gehabt, es war Zeit umzukehren...
Ram Chandra: Du möchtest wirklich einmal hinauf? Dann musst du
mit Henry Todd reden, dem Expeditionleiter aus Schottland...
Henry repariert gerade eine Sauerstoff-Flasche und erklärt Alex,
dass seine Expeditionsteilnehmer nicht nur gute Bergsteiger, sondern
vor allem sympatisch sein müssten, weil er ja doch einige Wochen
mit ihnen verbringen würde... und dass er als Expeditionsleiter
seine Bergleidenschaft zum Beruf gemacht hätte, weil es für
ich nichts Schöneres gäbe als Bergsteigen...
Pema und Dikki mit Mingma: All diese Steinmännchen am Wegrand
erinnern an die Sherpa, die am Mount Everest verunglückt sind...
Pema hat Fieber und Blasen an den Füßen. Sie muss hinunter.
Außerdem beginnen schon die Vorbereitungen für das Dumche-Fest.
Wir bitten um Regen und Fruchtbarkeit für unsere Felder. Alle
Nonnen und Mönche aus den umliegenden Klöstern kommen zusammen
und lesen aus den heiligen Schriften.
Dikki: Können wir nicht doch ins Basislager gehen?
Mingma: ... - zu viele Touristen! Wir gehen nach Pangboche. Für
uns Sherpa ist das ein magischer Ort. Wir haben großen Respekt
vor dem Geshe, der aus Tibet stammt und Rituale zelebriert, die sonst
niemand kennt. Seine Frau und die Tochter betreiben eine Lodge, denn
allein von den Spenden der Gläubigen können sie nicht leben.
Dikki: Nein. Dann verpasse ich Alex wieder. Ich werde hier auf ihn
warten.
Mingma: Wer ist Alex?
Dikki: Der Fußballspieler.
Pangboche, Rauchopfer und Befestigung von neuen Gebetsfahnen auf den
Hausdächern:
„Yülla, unser Beschützer reitet auf einem weißen
Pferd; dieses Pferd ist Khumbu.
Khumjung ist sein Körper, Namche sein Kopf, darum sind die Leute
dort reich und glücklich.
Phortse ist das Hinterteil, dort sind die Leute schmutzig und ein
bisschen hinten nach...
Yülla, bewahre uns vor allem Unglück! Schütze unsere
Felder vor Missernten und lass es regnen, damit alle Früchte
gedeihen. Der Duft unserer Raucheropfer steigt zum Himmel, damit sich
die Götter daran erfreuen....“
Alter Sherpa erklärt: Diese Teigfiguren sind aus Gerstenmehl,
Butter und Zucker geformt. Sie stellen unsere Schutzgötter dar.
Einer ist Longiok, der Beschützer der Thaktok und Phari beschützt
die Paldorjees. Und viel, viel früher sollen die Weizenkörner
sogar faustgroß gewesen sein...
Pema: Phurten trinkt kein Bier mehr. Früher war er oft betrunken.
Dann hat er sich im Rausch die Zähne ausgeschlagen. Das war ihm
sehr peinlich. Als er gehört hat, dass er in einem Film mitspielen
soll, hat er sich um 900 Rupies in Kathmandu die Zähne richten
lassen. Alle Freunde haben ihm dafür Geld gegeben. Er war zum
ersten Mal in seinem Leben in Kathmandu und hat das Filmteam am Flughafen
gleich mit seinem neuen Gebiss begrüßt.
Geshe: Pangboche ist das älteste Kloster von Khumbu. Vor 300
Jahren flog Lama Sange Dorje aus Tibet über den Himalaya und
landete auf einem Felsen unterhalb von Pangboche. Er brachte den Buddhismus
in die Khumbu Region und bekehrte die Sherpa. Hier im Kloster werden
seine Augen, seine Zunge und sein Herz als Symbole für Körper,
Sprache und Verstand aufbewahrt. Das Kloster von Pangboche besaß
auch die Hand und den Schädel eines Yeti, doch sie wurden vor
ein paar Jahren gestohlen und sind nirgends mehr aufgetaucht!
Als die ersten Sherpa aus Tibet hier einwanderten, war das Gebiet
mit dichten Urwäldern bewachsen. Die Sherpa legten Felder und
Weiden für ihr Vieh an und bauten die ersten Dörfer. Wann
das genau war, können wir nicht sagen. Denn der tibetische Kalender
ist auch für uns nicht einfach zu verstehen und es ist unmöglich
einen Zusammenhang zwischen unserer Zeitrechnung und dem westlichen
Kalender auszuarbeiten.
Unser Mondjahr besteht aus 350 Tagen. Es gibt Felder in unserem Kalender,
die keine Nummern tragen, sondern nur das Wort Tschad, beschneiden.
Diese Tage existieren einfach nicht, da man unglückliche Tage
möglichst vermeiden will. Gewisse Daten kommen zweimal vor und
in zwei aufeinander folgenden Feldern wiederholen sich Nummern, damit
im Laufe des Jahres an anderen Stellen Tschads ausgeglichen werden.
Gegen Ende des Jahres arbeitet der Staatsastrologe einen neuen Kalender
aus und niemand weiß bis kurz vor Neujahr, welche Daten das
nächste Jahr haben wird.
Aber vielleicht sollten wir nicht alles so todernst nehmen, vor allem
Zahlen. Wäre es denkbar, dass wir nach Jahrtausende langer Beschäftigung
mit der Zeit am Ende feststellen, dass sie als Grundbestandteil der
Wirklichkeit gar nicht existiert, sondern nur eine angenäherte
Eigenschaft eines bestimmten Zustandes ist, der zufällig vom
Urknall übrig geblieben ist?
Das Wesen der Zeit ist das älteste Problem der Wissenschaft und
drängt die Frage nach dem Ursprung und dem möglichen Ende
des Universums auf. Wie alt ist das Universum?
Gab es einen Anfang? Wenn das Universum schon immer existiert hat
und Raumzeiten einfach entstehen können, sind wir dann nicht
gezwungen an unendlich viele Universen
und an unendlich viele Zeiten zu glauben? Oder leben wir in einer
Zeitschleife, die sich immer und immer wiederholt? Gibt es Raumzeitregionen
die rückwärts laufen und die Symmetrie von Vergangenheit,
Gegenwart und Zukunft umkehren. Oder ist jede Zeitrechnung Täuschung
und Illusion?
Pema und Dikki haben Alex beim Duschen unter einem Wasserfall entdeckt...
Alex: Sag Dikki, was willst du nach den Ferien machen?
Dikki: Mir einen besseren Job suchen, studieren. Meine Mutter will
mich verheiraten.
Alex: Du suchst einen Ehemann?
Dikki: Das wird nicht leicht sein. Wegen des Clansystems. Ich habe
keinen Clan.
Alex: Hast du niemals daran gedacht, nach Österreich zu komme?
Dikki: Das würde ich gern. Aber wie soll das gehen?
Dumje Fest, Mingma: Die Tänzer wehren alle negativen Einflüsse
ab. Unsere Bauern glauben, dass es ohne Dumje-Fest keinen Regen geben
und nichts auf ihren Feldern wachsen würde. Deshalb ist das Dumje
unser wichtigstes Fest. Alle nehmen daran teil... Die Toktok werden
uns ins Totenreich begleiten...
Pema: Als wir in Devuche ankommen, besuchen wir gleich meine Tante
im Kloster. Meine Mutter hätte gern, dass die Tante zu ihr nach
Darjeeling käme. Vater ist bei einer Expedition umgekommen, meine
Geschwister studieren oder haben eigene Familien... Die Nonnen von
Devuche sind steinalt. Es gibt keinen Nachwuchs, weil die jungen Leute
nicht in den desolaten Gebäuden wohnen wollen. Meine Tante möchte
trotzdem bleiben...
Heute sind die meisten Nonnen zum Tengboche Kloster gegangen. Dort
findet eine Totenfeier statt. Wenn jemand bei uns stirbt, dürfen
wir nicht weinen und nicht mehr über die Verstorbenen sprechen.
Das würde die Toten stören. Wir müssen die Kleider
und Fotos verbrennen. Deshalb kennen wir unsere Vergangenheit nicht.
Wir wissen nicht einmal,
wie unsere Großeltern gelebt haben...
Alex spielt mit den Novizen Fußball und bemerkt nicht, dass
vor dem Kloster ein Hubschrauber landet und einen höhenkranken
Touristen abholt, Dikki und Pema dürfen mitfliegen...
Kathmandu, Pema bei Vorlesung im Sherpa Zentrum, Geshe: Mingma und
ich folgten auf unserer Tibetreise der Auswanderungsroute der Sherpa.
Unser erstes Reiseziel war das legendäre Königreich Minyak.
In unseren Dokumenten steht, dass einige Sherpa-Clans, wie zum Beispiel
die Thaktok aus Khumjung, von dort abstammen. Sie lebten in großen
Steinhäusern und umgaben ihre Städte mit Mauern. Der mongolische
Herrscher Dschingis Khan verspottete die Minyak: „Sie wechseln
ihre Lagerplätze nie und können uns nicht entfliehen.“
Die tibetischen Könige ergaben sich widerstandslos. Aber viele
Minyakpas flohen mit ihrer Habe nach Zentraltibet. Unsere Ahnen zogen
in westlicher Richtung nach Lhasa. Dort regierte Songtsen Gampo als
erster und mächtigster König Tibets. Er wurde von seinen
beiden Frauen aus Nepal und China zum Buddhismus bekehrt. Auch die
Sherpa waren den buddhistischen Nyangmapas beigetreten und besuchten
das erste buddhistische Kloster Tibets in Samye, das von Padmasambava
gegründet worden war. Die Mongolen stellten nach wie vor eine
permanente Bedrohung Tibets dar. Doch den buddhistischen Gelukpas,
den „Tugenhaften“, gelang es, die Mongolen zum Buddhismus
zu bekehren.
Damit riss diese buddhistische Reformsekte die politische Macht in
Tibet an sich und unterdrückte andere religiösen Gruppierungen
gnadenlos. Sie übertrugen dem Fünften Dalai Lama alle Macht
in Tibet. Er ließ den Potala bauen. Die alte Bönreligion
wurde verboten,
ihre Priester und Gläubigen ermordet. Wer Widerstand gegen die
neue Lehre leistete, wurden zur Inkarnation diabolischer Mächte
erklärt.
Der Zeitpunkt der Abwanderung der Sherpa deutet darauf hin, dass auch
viele von ihnen an ihrem alten Glauben festhielten. Die Sherpa folgten
damals einer Weissagung Padmasambavas und ließen sich 80 Kilometer
nordwestlich vom Mount Everest entfernt nieder. Sie errichteten Dörfer
und wollten für immer hier bleiben...
Alex ist endlich auch zurück in Kathmandu: ... Jetzt versäume
ich meinen Flug nach Wien. Zuerst fliegt mir Dikki vor der Nase davon.
Dann sitze ich in Lhukla fest. Und jetzt muss ich 10 Stunden mit dem
Bus fahren. Aber was treibt Dikki bloß in Lumbini? Warum hat
sie mir nichts gesagt? Ich dachte eigentlich, dass sie mich mag...
Mingma mit dem Geshe in Tibet: ... Ich habe immer gedacht, dass wir
Sherpa seit jeher Nomaden waren. Denn alle Sherpa reisen gerne und
sind ihr Leben lang unterwegs, durch ihre Arbeit aber auch zum Spaß.
Wer will schon sein ganzes Leben an einem Ort verbringen? Selbst meine
alte Tante würde sofort nach Amerika fliegen, wenn ihr jemand
ein Ticket schenkt... Wenn die Sherpa schon Dörfer hatten, warum
sind sie dann noch über den Nangpala hinüber nach Nepal
gegangen?
Geshe: Eines Tages hörten sie von einer Invasion durch die Türken
und die Tataren von Westen her. Der Sultan von Kashgar war in West-Tibet
eingefallen und ritt mit 2000 Kriegern
gegen Lhasa. Die moslemischen Krieger waren so gefürchtet, dass
die Tibeter in Scharen flüchteten. Viele Familien wollten über
die vergletscherten Himalayapässe nach Süden.
Hinter dieser gigantischen Barriere aus Eis und Schnee hofften sie
sich in Sicherheit.
Dort lag Beyül, eines der geheimen „Verborgenen Täler“
von Padmasambhava.
Nur zu Fuß fand man Einlass!
Drehbuch und Text Gertrude Reinisch
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